Realitätsverlust
Sandstrand im Januar
Heute Morgen nahm ich mir endlich mal wieder die Zeit, um in die Stille zu gehen. Es war ein kühler Januarmorgen, der sich in einem einheitlichen grau zeigte. Doch in mir war der Morgen frisch und sonnig und so begab ich mich an einen herrlichen weißen Sandstrand. Es war morgen, der Tag noch ganz neu und gerade eben ging am Horizont die Sonne auf. Ich saß in tiefer Zufriedenheit an diesem mir bekannten Strand.
Ein Ort zum Verweilen
Zu meiner Zufriedenheit gesellte sich schon nach kurzer Zeit mein Engel. So saßen wir und verweilten. Nach einer Weile des Verweilens richtete mir mein Engel seine Aufmerksamkeit zu. „Ist dieser Ort nicht wundervoll?“ begann er, „Warum bist so selten da?“ Ich überlegte. „Weil….“ Ich geriet ins stocken „das ist ja nicht wirklich ein Ort.“ , versuchte ich zu erklären. „Was ist es dann?“ mein Engel war ernsthaft erstaunt.“Wir sitzen hier an diesem wundervollen Strand, die Sonne geht gerade auf und du glaubst das ist kein Ort? Du bist vielleicht realitätsfremd. Du Realitätsverweigerer.“
Erschaffung der eigenen Realität
Die letzten Worte hallten laut über das Meer. Ein Meer, das in der Realität ja nicht wirklich ein Meer war. Doch ich hörte das Rauschen des Meeres und den Hall der Worte des Engels.
Ich wurde auf einmal sehr nachdenklich. Lag ich vielleicht falsch? „Ja“ grinste mein Engel, „du sitzt hier zwar richtig, aber du liegst mal wieder völlig falsch. „ Denn….“ Er holte mit einer ausladenden Geste um sich zeigend aus „ Realität ist das, was du erschaffst. Und du erschaffst diese wundervolle Realität“ und wieder warf er die Hände in die Höhe „um sie dann für nicht existent zu halten. Wenn das nicht verrückt ist!“ Mein Engel sah mich an, als hätte ich meine Sinne nicht alle beisammen. „Und ich?“ jetzt legte mein Engel erst richtig los. „Was bin ich? Bin ich etwa nicht an diesem Strand? Denn wenn es den Strand nicht gibt, gibt es mich dann überhaupt? Willst du ernsthaft behaupten, mich gibt es nicht? Er war mittlerweile zornesrot angelaufen und seine Augen funkelten böse. „Doch eines sage ich dir, wenn du meine Existenz in Frage stellst, stellst du dich selbst in Frage!“
Verschiebung der Realität
Auch diese Worte hallten wie ein Echo in mir wider. Du stellst dich selbst in Frage……. Stellte ich mich selbst in Frage? Es klang nicht falsch. Und wenn es nicht falsch klang, lag ich dann vielleicht wirklich falsch? Auf einmal hatte ich das Gefühl einer Realitätsverschiebung. Ich hatte eine falsch eingestellte Realitätsvorstellung.
„DU hast recht…“ begann ich und wendete mich meinem Engel zu. Doch er war nicht mehr da.