Gustls Schultag
Gustl sein Schulweg
Soweit ich mich erinnern kann wurde die Schule damals von zwei katholischen Schwestern und einem Lehrer betrieben, wobei die Schwestern auch im Schulgebäude gewohnt haben.
Es ging damals sehr katholisch zu und daher ein Muss, dass man vor dem Unterricht täglich um 7 Uhr morgens zur Frühmesse ging. Wer dies, aus welchen Gründen auch immer, nicht schaffte, hatte nichts zu lachen, obwohl manche einen Schulweg von 1 Stunde und mehr hatten. Letzteres traf rein streckenmäßig auch auf mich zu, obwohl ich, wenn ich wirklich wollte, in weniger als einer halben Stunde den Weg hinunter bewältigte. Herauf benötigte ich eine knappe Stunde, manchmal aber auch sehr lange bis zum Finsterwerden, sodass die Hausaufgaben ins Wasser fielen, was wiederum mit entsprechenden Strafen, meist nachsitzen in der Schule, geahndet wurde.
Stockhiebe und Kopfnüsse als Strafe
Auch Stockhiebe auf die ausgestreckte Hand oder am Hosenboden waren durchaus üblich. Diese wurden auch verteilt, wenn man beim Schwätzen oder Blödeln erwischt wurde. Knien auf einem Holzscheit in der Klassenzimmmerecke war auch eine der Strafen, abgesehen von einer Kopfnuss, ziehen bei den Ohren oder Schläfenhärchen konnte einen jederzeit ereilen. Beschwerden konnte man sich darüber jedenfalls nicht, sonst hätte man zuhause auch noch sein Fett abgekriegt.
Man mag zu diesen Vorgängen stehen wie man will, aber eines steht fest, wenn jemand nicht gerade geistig minder bemittelt war, wurde er mitgezogen und schaffte das Schuljahr. Frech sein zu den Lehrpersonen und dass diese sich vor den Schülern fürchten mussten, so wie dies heute vielfach der Fall ist, gab es nicht.
Von Schiefertafl über Bleistift bis Tinte
Lift oder Straße existierten nicht und natürlich auch keinen Schulbus. In den Wintermonaten konnte ich bei meinen Großeltern in Sölden wohnen und von dort aus den Unterricht besuchen.
Der Unterricht selbst begann täglich um 8,00 Uhr bis 12,00 Uhr und auch am Nachmittag von 14,00 bis 16,00 oder 17,00 Uhr, außer Mittwoch und Samstag, wo nachmittags kein Unterricht stattfand.
In den ersten Jahren schrieb man noch auf Schiefertafeln mit einem Griffel, später dann mit Bleistift und noch später mit Tinte und Feder in Schulhefte. Zu Letzteren ist zu sagen, dass in der Nachkriegszeit das Papier noch sehr holzig und grobfaserig war, sodass man beim Schreiben mit der Feder (zum Eintauchen in das Tintenfass) des Öfteren, an einer Faser hängen blieb, was jedes Mal einen Tintenkleks zur Folge hatte, für den man wiederum nicht belobigt wurde. Ein übermäßig braver, fleißiger oder ehrgeiziger Schüler war ich nicht, also erfuhr auch ich gelegentlich meine Abreibungen.