Gustl und seine Weggefährten
Eine Geschichte von früher jagt die nächste
Immer wieder mittwochs habe ich Frühdienst mit Gustl zusammen. Immer recht amüsant und etwas Gesellschaft, auch bei der Arbeit, hat noch nie geschadet. Ich war mal wieder neugierig und habe deswegen Gustl wieder einmal gefragt, ob er nicht einen Schwung von früher erzählen kann. Es ist wie mit Witzen. Wenn man einen erzählen soll, fällt einem keiner ein. Nichtsdestotrotz fing Gustl dann doch an von seinen damaligen Weggefährten zu erzählen. Heute erzählt euch Gustl also von Rüdi.
Rüdi und die Bisse in den Hintern
Rüdi war der dritte Hund in unserer Familie. Er war ein ungarischer, weißer Schäferhund, den mein Vater aus dem Krieg mit nach Hause brachte und kriegsmäßig als Patrouillen Hund ausgebildet war. Obwohl sehr gutmütig wirkte sich das so aus, dass er, wenn jemand wegrannte ohne jede Warnung und ohne einen Ton von sich zu geben, nachlief und denjenigen in den Hintern biss. Auf diese Art kamen mein Freund und Nachbarsjunge vom heutigen Sporthotel und eine Cousine von mir zum Handkuss, soweit man das so nennen kann. Diese Eigenschaft konnten wir ihm aber wieder abgewöhnen.
Leidensgenossen
Neben einigen Ziegen und einer Kuh, hatten wir auch noch etliche Hühner, welche sich zeitweise im Freien aufhielten. Wegen der häufig vorkommenden Hühnerhabichte mussten sie teilweise bewacht werden. Rüdi wurde dazu auf einen Pflock mitten unter den Hühnern angekettet, aber keines durfte ihm soweit in die Nähe kommen, dass er es erreichen konnte. Er wusste genau warum er da hing und hasste die Viecher. Wenn er sich dann aber frei bewegen konnte waren sie ihm Luft. Wenn die Hühner gebrütet hatten und mit den Küken im Freien waren, musste auch ich aufpassen. Wir waren also Leidensgenossen. Trotzdem kam es vor, dass ein Hühnerhabicht im Vorbeiflug ein Huhn ergatterte. Weil das aber kaum zu verhindern war und auch meiner Mutter passierte, gab es deshalb auch kaum Schimpfe. Rüdi starb eines Tages an Altersschwäche.