Eine heiße Sache
Ein weiteres Abenteuer aus Gustls Kindheit
Und wieder mal ist Gustl in seinem Erzähl- und Schreibfieber gar nicht mehr aufzuhalten. Kennst du schon diese Geschichte, Alina? Und weißt du eigentlich schon jenes von damals? Mei, was haben wir damals immer aufgeführt. Beim Erzählen kann er sich selbst kaum halten vor Lachen. Auch ich hatte schon Tränen in den Augen, so lustig ist jede seiner Geschichten. Und so auch die folgende, die er niederschrieb.
Vom gelöschten und ungelöschten Kalk
Früher wurde bei einem geplanten Umbau bereits ein Jahr vor Beginn eine Erdgrube gemacht, die mit Holz ausgekleidet und mit gelöschtem Kalk gefüllt wurde. Denn je älter desto besser und ergiebiger war dieser. Der Kalk wurde damals aber in Stücken, ungelöscht mit LKW bis Sölden geliefert, weil eine Straße nach Hochsölden noch nicht existierte. Er wurde also mit der Materialseilbahn herauf transportiert und erst hier gelöscht. Das Löschen war eine gefährliche und heiße Arbeit. Dafür wurde aus Holz ein großes Viereck mit ca. 30 cm hohen Wänden gemacht, die Kalkstücke hineingeschüttet und mit Wasser begossen. Unter ständigem Rühren begann der Kalk zu kochen und zu spritzen. Die damit Beschäftigten trugen meist Handschuhe und Schibrillen als Schutz gegen die glühend heißen Kalkspritzer. Nach dem Löschen kam er in die zuvor gemachte Grube.
Kalkabenteuer der Kinder
Wir Knaben aber hatten auch damit unseren Spaß und klauten so viel ungelöschten Kalk, wie wir in unseren Lederhosentaschen (Plastik gab es noch nicht) unterbringen konnten. Man konnte kleine Teile davon in Flaschen füllen, etwas Wasser dazu geben, verschließen und warten bis diese mit einem Knall explodierten. Das war vielleicht toll! Eines Tages beim Wasserholen passierte uns allerdings ein kleines Unglück: mein Freund stolperte, rutschte aus und fiel in das Bächlein. Der Kalk in seinen Hosentaschen begann nun sofort heiß zu werden, sodass er sich innerhalb kürzester Zeit seiner Hose entledigen und seinen Heimweg in der nassen Unterhose antreten musste. Zuhause wurde er von seiner Mutter – sein Vater war im Krieg gefallen – natürlich sehr gelobt, weil sich die Hose kaum reinigen ließ.