Familienhotel seit Generationen – Teil 2
Das Hotel Alpenfriede und seine ganz eigene Familiengeschichte. Hier die Fortsetzung des ersten Teils. Viel Spaß dabei 😉
Ein Hotel, ein Mann und drei Kinder
Ab 1936 begann Maria ganz ambitioniert den Alpenfriede zu bauen. Man bedenke, es gab zu dieser Zeit noch keine Straße nach Hochsölden. Nur die Materialseilbahn die 1929 in Betrieb genommen wurde. Der 1. Lift eröffnete erst 1948, bis dahin war Hochsölden nur zu Fuß erreichbar. In dieser Zeit, also um 36/37 lernte Maria Ihren späteren Ehemann Wilhelm Lengler kennen, er war damals Gast in Hochsölden. Geheiratet haben die beiden dann im Januar 1939 – im Oktober 39 kam dann schon das erste gemeinsame Kind der beiden zur Welt. Der Gustl. 1941 mit Hildegard das erste Mädchen und 1948 kam dann noch die Rita, sozusagen als Nachzügler – immerhin war Maria da schon 47 Jahre alt.
Arbeit über Arbeit
1939 mußte Wilhelm auch schon in den Krieg ziehen, stationiert war er in Agram dem heutigen Zagreb. Die Rückkehr seines Vaters 1947 hat Gustl heute noch als eine seiner schönsten Erlebnisse aus seiner Kindheit in Erinnerung. Von da an normalisierte sich alles wieder ein wenig. Wilhelm kümmerte sich im Hotel um die Verwaltung, die Zahlen und das Büro, immerhin war er einer der wenigen „Hochsölder“ mit guter Ausbildung. In seiner Heimat Würzburg war er in einem Speditionsbüro tätig und hatte daher rechnerisch alles gut im Griff. Bis 1956 war er sogar Betriebsleiter der Liftanlagen Sölden-Hochsölden und Hochsölden-Rotkogel. Maria kümmerte sich mit Unterstützung von 1-2 Angestellten um die Kinder, die Zimmer, die Küche, die Wäsche und den Service.
Schon damals internationales Publikum
Die Gäste kamen während des Krieges großteils aus Deutschland, vor allem waren es viele Heimat bzw. Fronturlauber, also Soldaten die mit Ihren Familie die Zeit zu Hause für Urlaub nutzten. Danach wurde das Publikum schnell sehr international: Engländer, Franzosen und im Sommer kamen sehr viele Schweden. Unglaublich wenn man bedenkt, dass damals Fliegen nicht zum Alltag gehörte und die Gäste meist mit der Bahn bis Ötztal Bahnhof fuhren, von da aus mit dem Ötztaler Bus bis nach Sölden und dann ja bis 1948 zu Fuss nach Hochsölden marschierten. Danach erst mit dem Einsessellift.
Andere Zeiten – andere Preise
Bei den Preisen aus der damaligen Zeit wird’s ganz lustig. Gustl glaubt sich zu erinnern, als 1 Pfund ungefähr 70-80 Schilling Wert war und ein Engländer damit einen Tag bei Vollpension mit 4 Mahlzeiten im Alpenfriede gewohnt hat. Also Frühstück (2 Semmeln, Butter und Marmelade), Kaffee, Mittagessen, Jause und Abendessen.
Skipässe in Form von Punktekarten gab es zu dieser Zeit dann auch schon. Kurz zusammengefasst wurde ja 1948 der Einsessellift von Sölden nach Hochsölden in Betrieb genommen und 1952 wurde der Lift von Hochsölden auf den Rotkogel eröffnet.
Und heute?
Wilhelm starb leider bereits 1970 an Krebs und Maria 1980 an Altersschwäche. Ignaz starb 2012 im Altersheim in Sölden nach langer Krankheit (Alzheimer)
Rita lebt in Längenfeld und führt mit ihren beiden Töchtern erfolgreich das Hotel Rita. Hildegard ist ebenfalls in Längenfeld sesshaft geworden und Gustl den kennen die meisten ja vom Alpenfriede.