Meine größte Angst beim Reisen
Das nach Hause kommen
Ich habe Angst. Nicht vor Naturkatastrophen, ausgeraubt zu werden oder vor Bandenkriegen. Die größte Angst ist die vorm nach Hause kommen. Beim Reisen ist die Welt in Ordnung. Alles geht seinen ungeregelten Gang. Keine Termine, Keine Ämter, Keine Hektik, Kein Stress, Freiheit. DU kannst tun und lassen was du willst. Der größte Schritt einer langen Backpackerreise ist meiner Meinung nach der Schritt zurück. Alle reden von Abenteuern, neuen Freundschaften, der Freiheit. Alle wollen Sie weg. Doch wer traut sich wirklich alles zurückzulassen und was kommt danach?
Das Leben nach dem Reisen
Irgendwann kommt der Moment, an dem du das letzte Mal deinen Rucksack vom Band nimmst und um dich herum plötzlich wieder Deutsch gesprochen wird. Deine Eltern, welche du ewig nicht mehr gesehen hast warten bereits auf dich und Umarmen dich überschwänglich. Schöner Augenblick. Der Moment den du so weit weg wähntest, ist nun da. Die ersten paar Wochen daheim vergehen wie im Flug. Alle wollen dich treffen, Geschichten hören, Bilder sehen, das Leben ist ein bisschen wie im Drogenrausch für die Zeit. Doch irgendwann kommt die Erkenntnis. Es reicht! Du hast genug erzählt. Oft genug hat man mich an coolen Orten auf irgendwelchen Bildern gesehen. Alle wissen nun du hattest eine geile Zeit. Es ist vorbei. Du sitzt in deinem alten Zimmer und merkst, dass sich irgendwie gar nichts hier verändert hat.
Fremde die einen besser verstehen
Mit deiner Bräune verschwinden auch andere Verhaltensmuster. Du verlierst deine Lässigkeit. Niemand staunt mehr, wenn du Ihnen sagst, dass du für ein paar Jahre auf Weltreise bist und dein nächstes Ziel noch nicht kennst. Du sitzt mit deinen alten Freunden zusammen und hörst dir die immer selben Geschichten an, wie vor deiner Abreise. Der eine war mal wieder total besoffen, ein anderer hat ein neues heißes Mädchen getroffen. Immerhin wollen Sie dieses Jahr auch mal reisen: eine Woche Ballermann. Dann sitzt du da bist aber ganz weit weg mit deinen Gedanken. Zurück in den Hostels mit den vielen fremden Menschen, die dich doch besser verstanden haben, als deine besten Freunde zuhause. Statt mit einem Uruguayer, einer Französin und zwei Australiern vom Hostel am Strand zu sitzen und über die Welt zu philosophieren, bist du nun alleine.
Freunde, die eine andere Sprach sprechen
Alle fragen dich nach deinem Plan. Bleibst du bei deinen Eltern wohnen? Wann fängst du wieder an zuarbeiten? Was ist mit Rente? Aber eigentlich geht planlos mein Plan los. Was weiß denn ich, wahrscheinlich ziehe ich wieder los, die Welt ist ja groß genug. Möchtest du dir nicht mal was Festes aufbauen, eine Familie gründen oder so. Momentan ist das alles noch so weit weg in meinen Augen. Plötzlich merkst du, du hattest keine Angst vor dem Reisen. Du hattest Angst vor dem zurückkommen. Vielleicht fühlst du dich unverstanden und leer. Du warst solange im Ausland unterwegs und niemand bemerkt den Wandel, den du vollzogen hast. Als ob du eine neue Sprache gelernt hast und sie doch nicht gebrauchen kannst. Denn niemand in deinem Freundeskreis hat je einfach alles zurückgelassen, um völlig auf sich selbst gestellt das Leben zu meistern.
Es wird Zeit für das nächste Abenteuer
Und dann willst du weg, weit weg. Wieder raus in die Welt. Neue Leute, Kulturen und Orte entdecken. Die Wellen surfen die das Meer zu bieten hat, mit völlig fremden Menschen die Nacht zum Tag machen, Frei sein. Wieder diese Sprache sprechen. Heimkehr ist der schwierigste Teil der Reise und der größte Grund, warum es so viele von uns wieder rauszieht.