Hochsölden und der Einersessellift
Früher war eben alles anders
Der Ein oder andere kann sich sicherlich noch erinnern. An den Einersessellift, der die Leute von Sölden nach Hochsölden und Retour brachte. Baubeginn war 1947 im Herbst und Fertigstellung im Sommer 1948. Der damalige Lift war äußerst einfach errichtet worden und bestand aus kleinen Betonsockeln und Holzstützen. Nach heutigem Standard würde man wahrscheinlich sofort eingesperrt, wenn man mit einem solchen Werkel Menschen transportieren würde. Auch würde es natürlich von keiner Behörde genehmigt. Der Bau der Sockel erfolgte mit der parallel verlaufenden Material-Seilbahn. Mit dieser wurde, bis zum Bau der Straße 1956, damals übrigens das gesamte Baumaterial für das Aufbauen der Hotels und auch das Gepäck der Gäste befördert. Oft 24 Stunden durchgehend, da mehrere Häuser gleichzeitig um- oder aufgebaut wurden und Material benötigten.
Gar nicht so einfach
Welchen Aufwand das benötigte kann man sich denken, wenn man weiß, dass das Material zuerst nach Sölden gebracht, dann händisch in die Materialseilbahn verladen von dieser wieder händisch ausgeladen und von der Endstation wieder zu den entsprechenden Baustellen bei den Hotels gebracht werden musste. Es wurde fertig gemischter Beton von einer mitfahrenden Person, meist aus großer Höhe, möglichst nahe der zu errichteten Sockel abgeschmissen. Die Materialseilbahn konnte nur ca. 400 kg Gewicht transportieren, was natürlich eine Menge Fahrten und durch das Abwerfen weiteren Materialverlust bedeutete. Heute wird genau über der vorgesehenen Trasse eine provisorische Seilbahn errichtet, mit der man zielgenau in einem entsprechenden Betonkübel ca. 1 Kubikmeter Beton je Fahrt abseilen kann.
Viel Aufwand zur damaligen Zeit
Die Sockel waren relativ klein und würden heute von einem gewöhnlichen Lastwagenkran problemlos ausgehoben werden können. Pro Stütze wurde ein Hauptsockel und vier Nebensockel, nach vier Richtungen benötigt. Auf den Hauptsockel wurde ein etwas dickerer Baumstamm verankert und mit Spannseilen auf die vier Nebensockel verspannt. Darauf kam der Querträger mit den Rollen für das Tragseil. Um dieses durch das Ötztal transportieren zu können, mussten die Brücken (damals meist noch überdachte Holzbrücken) verstärkt bzw. unterstützt werden, damit die die Last tragen konnten.
Das Ende des Einersessellifts
Der Antrieb für den Lift war ein Dieselmotor, der oft genug bei größerer Kälte Startschwierigkeiten hatte. Die Sessel Aufhängung bestand aus einem gebogenem Wasserleitungsrohr von relativ geringer Stärke. Oft genug gab es technische und durch schaukelnde Personen, oder starkem Wind verursachte Schwierigkeiten. Mein Vater war von 1948 bis 1956 Betriebsleiter bei dem Lift und rannte bei solchen Anlässen nervös umher und sagte, dass er immer mit einem Fuß im Gefängnis stehe. Gott sei Dank ist es meist glimpflich und ohne Personenschäden verlaufen, obwohl manchmal ein schaukelnder Sessel eine Stütze fast umgerissen oder beschädigt hat, so dass ihm dieser Schritt erspart blieb. 1956 erfolgte der modernisierte Umbau mit Elektromotor und Betonstützen. Im Jahr 2013 wurde der Lift dann endgültig außer Betrieb gesetzt und abgerissen.