Der Lebensretter Dr. Bachmann – Teil 2
Dr. Bachmann eilt zur Hilfe
Das letzte Mal habe ich euch ja schon erzählt wie es dazu kam, dass Herbert blutüberströmt und fast skalpiert war. Aufgehört habe ich an der Stelle, dass wir, also Herbert, Kurt und ich so schnell wie nur möglich nach Hochsölden fuhren. Oben angekommen, weckten wir unseren damaligen Arzt Dr. Bachmann, der sich in die Ordination, damals unten im Hotel Edelweiß, begab und Herbert ohne Betäubung die Kopfhaut zusammen nähte. Eine Narkose wollte er nicht und ein lokale am Kopf ist nicht ganz ohne Risiko. Herbert zuckte dabei nicht einmal zusammen, sondern wechselte lediglich die übereinander geschlagenen Beine. Es ist anzunehmen, dass er bei dem Sturz auch eine Gehirnerschütterung erlitt, trotzdem konnte er sofort, noch auf dem OP-Tisch liegend die Telefonnummer der damaligen Rettung nennen, die ihn anschließend zur Sicherheit in die Klinik fuhr.
Wo ist Herbert?
Als wir uns nach seinem Klinikaufenthalt, an einem Sonntag nach der Messe wieder trafen, war das erste was er tat, mir die geliehenen 500,- ÖS zurück zu geben. Kurt hat mir nachträglich erzählt, dass er bei der Umlade Aktion bemerkt hat, dass noch jemand in meinem Auto saß. Als er losfahren wollte saß aber niemand mehr darin und er dachte zuerst, dass der vielleicht ausgestiegen sei um seine Notdurft zu verrichten. So schaute er nach, wo dieser geblieben sei, da hörte er ein Stöhnen unterhalb der Brücke. Als er Nachschau hielt, fand er Herbert blutüberströmt und halb bewusstlos, er musste ihn fast herauf tragen, dafür hat er natürlich Zeit gebraucht, in der ich wiederum dachte „wo bleibt er denn“ und mich bereits zu Fuß wieder nach talwärts begeben habe. Tragischer weise ist Herbert einige Jahre später bei einem Sturz, von einer Treppenbrüstung auf eine darunter liegende Treppe, tödlich verunglückt.
Und wer ist eigentlich Dr. Bachmann?
Unser Arzt Dr. Bachmann lebte in Hochsölden mit seiner Familie – seine Frau und 2 Töchtern. Ursprünglich kam er als Aushilfsarzt nach Sölden, sah dass in Hochsölden das meiste Schigeschehen und somit Unfälle passierten und siedelte sich hier oben an. Zuerst hatte er die Ordination im Hotel Edelweiss, später baute er ein Haus, dort wo heute die Residenz Claudia steht und hatte dort auch seine Ordination. Er war ein Spitzen-Doktor, ein exzellenter Diagnostiker und Jemand der sich zu helfen wusste. Er war als Arzt auch in Spitzbergen bei den Bergwerken tätig. Wenn durch extreme Wetterbedingungen, weder Flug- noch Schiffsverkehr möglich war, mussten sich die Ärzte da oben oft mit einfachsten Mitteln behelfen und Operationen unter primitivsten Voraussetzungen durchführen, da ansonsten die Leute gestorben wären. Außerdem war er auch ein Extrembergsteiger, ein harter Kerl, der in Südamerika etliche Erstbegehungen gemacht hat und als Arzt solche Expeditionen begleitet hat.
Aushilfe in Ötz
Noch eine kleine Episode zum Schluss: Im Sommer vertrat er öfters die Ärzte welche in Urlaub fuhren, da in Hochsölden nur im Winter Arbeit war, teils in den verschiedenen Orten im Ötztal aber auch im Zillertal. So auch einmal in Ötz. Dort musste er einen jungen Burschen verarzten, der sich absichtlich den Zeigefinger abgehackt hatte, nur damit er nicht zum Bundesheer musste. Als Herr Dr. Bachmann das erfuhr, haute er dem Burschen links und rechts ein paar Ohrfeigen rein, damit er wisse warum er das getan hätte, erst dann verarztete er ihn.