Unser schönes Österreich
Die Hochalpenstraße Europas
Ich muss euch was beichten. Ich hatte mir ja seit ich den Artikel in der Servus TV Zeitschrift über die atemberaubenden Eishöhlen in Österreich gelesen haben, fest vorgenommen, „mein“ Österreich endlich besser kennen zu lernen. Tja, dann sollte ich vielleicht gleich mit einer kleinen Beichte beginnen.
Wer kennt ihn nicht, den Timmeljoch Hochalpen Pass. Ich habe noch nie die Grenze nach Italien über das Timmelsjoch überquert. Ich weiß, es gibt genügend Menschen die eine weite Reise auf sich nehmen um diese geschichtsträchtige Route einmal befahren zu können.
Eine Nord-Süd-Verbindung mit großer Geschichte
Das Timmelsjoch ist die tiefste unvergletscherte Kerbe im Alpenhauptkamm zwischen dem Reschen- und Brennerpass. Der Fund einer Fibel (Gewandspange) aus der La Tene-Zeit um 300 v. Chr. im Bereich der Schönbodenlacke bezeugt die Begehung des Passes für die vorchristliche Zeit. Aber schon die steinzeitlichen Hirten und ihr Weidevieh, die innerhalb von Obergurgl ab 6.300 v. Chr. nachgewiesen sind, dürften den Übergang benutzt haben. Noch über 50 Jahre vor der ersten Nennung des Brennerpasses ist das „Thymelsjoch“ 1241 in einem Brief der Grafen von Eschenlohe aus Oberbayern aus der Gegend von Weilheim erstmals urkundlich erwähnt.
Die elementare Schule
Der uralte Pfad – Als direkteste Verbindung zwischen dem Oberinntal und der alten Landeshauptstadt Meran mit Schloss Tirol ist das Timmelsjoch lange Zeit bedeutender Verkehrsweg. Solange es kaum ausgebaute Fuhrwege gab, suchten Fußreisende, Kraxenträger und auch Leute, die Waren mit Rössern und Maultieren säumten, nicht den bequemsten, sondern den kürzesten Weg. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit erlebte der Handel über den Timmel eine Blüte. Die berühmten Ötztaler Kraxenträger transportierten 100 Kilogramm pro Weg und verdienten mit dem Austausch von Flachs, Vieh, Speck und Schmalz gegen Wein, Branntwein und Essig ihren Lebensunterhalt. Da war eine elementare Schule des modernen Alpinismus gegeben.
Also vielleicht sollte man sich das altbekante Sprichwort: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Glück liegt doch so nah“ öfter zu Herzen nehmen. Ich jedenfalls werde im Frühsommer den Wochenmarkt in Meran besuchen und den Weg über den Timmel wählen.