Familienhotel seit Generationen
Ein Haus mit Geschichte und Emotion
Die Chronik des Hotel Alpenfriede im Detail werden wir in dieser Geschichte nicht behandeln, denn sonst wird der Artikel einfach zu lang. Wir werden unsere Gäste und Leser dieses mal nicht über Fakten und Jahreszahlen aufklären – dazu lieber ein anderes Mal mehr. Wir haben die Anfänge des Alpenfriede ganz emotional unter die Lupe genommen. Und Gustl hat sich bereit erklärt sich unseren neugierigen Fragen zu stellen und hat uns Rede und Antwort gestellt. Also los geht’s.
Reisen wir zurück ins Jahr 1925. Maria, die Mutter von Gustl bringt ihr erstes Kind zur Welt. Unsere Stammgäste werden ihn bestimmt „kennen“ – Ignaz, mittlerweile bestimmt sein Foto ja den Wiedererkennungswert unseres Hauses. Aber so einfach ist der erste Teil unserer Geschichte nicht. Maria damals 24 Jahre jung und Köchin im Hotel 3 Mohren in Ötz und der Vater von Ignaz NICHT ihr Mann. Ja genau – für die damalige Zeit ja fast unvorstellbar – ein uneheliches Kind. Für die meisten Familien die größte, vorstellbare Schande. Aber die Eltern von Maria, Josepha und Ignaz, waren anders. Moderner, aufgeschlossener, verständnisvoller. Maria konnte Ignaz bei Ihren Eltern in Sölden lassen (heutiger Hainbacherhof, Ortseingang von Sölden) und ging als Köchin ins Sonnenhotel Hochsölden – das damals beste Hotel im Ötztal, mit immerhin schon fließend Wasser auf jeder Etage. Das war 1934.
Maria hat von Ihrem Vater ein Stück Grund in Hochsölden erhalten und baute sich, man stelle sich vor, ganz allein das sogenannte Pulverhüttl – der Grundstein des heutigen Alpenfriede. Im Erdgeschoss ein kleines Geschäft in dem Sie Sonnencreme, Skibrillen, Handschuhe, Postkarten, Briefmarken, Schokolade, Skier, etc verkauft hat und obenauf 4 Kammern mit Strohbetten ohne Strom und fließend Wasser zum Vermieten. Morgens und abends arbeitete Sie als Köchin und öffnete ihren Laden in der Zimmerstunde. Die Eltern von Maria waren mit Ignaz im Sommer immer in Hochsölden auf der Alm (1. Hüttchen wenn man Richtung Obstlerhütte fährt auf der rechten Seite)
Ab 1936 begann Maria ganz ambitioniert den Alpenfriede zu bauen. Man bedenke, es gab zu dieser Zeit noch keine Straße nach Hochsölden. Nur die Materialseilbahn die 1929 in Betrieb genommen wurde. Der 1. Lift eröffnete erst 1948, bis dahin war Hochsölden nur zu Fuß erreichbar. In dieser Zeit, also um 36/37 lernte Maria Ihren späteren Ehemann Wilhelm Lengler kennen, er war damals Gast in Hochsölden. Geheiratet haben die beiden dann im Januar 1939 – im Oktober 39 kam dann schon das erste gemeinsame Kind der beiden zur Welt. Der Gustl. 1941 mit Hildegard das erste Mädchen und 1948 kam dann noch die Rita, sozusagen als Nachzügler – immerhin war Maria da schon 47 Jahre alt.
1939 mußte Wilhelm auch schon in den Krieg ziehen, stationiert war er in Agram dem heutigen Zagreb. Die Rückkehr seines Vaters 1947 hat Gustl heute noch als eine seiner schönsten Erlebnisse aus seiner Kindheit in Erinnerung. Von da an normalisierte sich alles wieder ein wenig. Wilhelm kümmerte sich im Hotel um die Verwaltung, die Zahlen und das Büro, immerhin war er einer der wenigen „Hochsölder“ mit guter Ausbildung. In seiner Heimat Würzburg war er in einem Speditionsbüro tätig und hatte daher rechnerisch alles gut im Griff. Bis 1956 war er sogar Betriebsleiter der Liftanlagen Sölden-Hochsölden und Hochsölden-Rotkogel. Maria kümmerte sich mit Unterstützung von 1-2 Angestellten um die Kinder, die Zimmer, die Küche, die Wäsche und den Service.
Die Gäste kamen während des Krieges großteils aus Deutschland, vor allem waren es viele Heimat bzw. Fronturlauber, also Soldaten die mit Ihren Familie die Zeit zu Hause für Urlaub nutzten. Danach wurde das Publikum schnell sehr international: Engländer, Franzosen und im Sommer kamen sehr viele Schweden. Unglaublich wenn man bedenkt, dass damals Fliegen nicht zum Alltag gehörte und die Gäste meist mit der Bahn bis Ötztal Bahnhof fuhren, von da aus mit dem Ötztaler Bus bis nach Sölden und dann ja bis 1948 zu Fuss nach Hochsölden marschierten. Danach erst mit dem Einsessellift.
Bei den Preisen aus der damaligen Zeit wird’s ganz lustig. Gustl glaubt sich zu erinnern, als 1 Pfund ungefähr 70-80 Schilling Wert war und ein Engländer damit einen Tag bei Vollpension mit 4 Mahlzeiten im Alpenfriede gewohnt hat. Also Frühstück (2 Semmeln, Butter und Marmelade), Kaffee, Mittagessen, Jause und Abendessen.
Skipässe in Form von Punktekarten gab es zu dieser Zeit dann auch schon. Kurz zusammengefasst wurde ja 1948 der Einsessellift von Sölden nach Hochsölden in Betrieb genommen und 1952 wurde der Lift von Hochsölden auf den Rotkogel eröffnet.
Wilhelm starb leider bereits 1970 an Krebs und Maria 1980 an Altersschwäche. Ignaz starb 2012 im Altersheim in Sölden nach langer Krankheit (Alzheimer)
Rita lebt in Längenfeld und führt mit ihren beiden Töchtern erfolgreich das Hotel Rita. Hildegard ist ebenfalls in Längenfeld sesshaft geworden und Gustl den kennen die meisten ja vom Alpenfriede.