Der Lebensretter Dr. Bachmann – Teil 1
Auch diese Geschichte erzählte uns Gustl eines Abends am Haustisch bei einem Bier und in Plauderlaune!
Einmal nach Ötztal Bahnhof und wieder nach Hochsölden
Es war in den späten 60iger Jahren, wir bezogen damals das Rindfleisch von einer Metzgerei in Oberösterreich. Es wurde per Bahnexpress nach Ötztal Bahnhof geschickt. Von dort mussten wir es selbst jeweils abholen. So ergab es sich, dass dies kurz nach Silvester wieder einmal zu tun war. Ich bekam den Auftrag abends gegen 20Uhr, da das Expressgut zu jeder Zeit abgeholt werden konnte. Der zufällig anwesende Chef des Hotel Hochsölden „Herbert“ bekam das mit und wollte mit mir mitfahren, um den Hotelieren in Ötz ein gutes neues Jahr zu wünschen. Dabei ist es natürlich üblich auch etliche Gläser Wein bzw. Alkohol zu trinken. Also machten wir uns auf den Weg und ich ließ Herbert in Ötz aussteigen, während ich weiter nach Ötztal Bahnhof fuhr, um aufzuladen. Auf dem Rückweg sollte ich ihn wieder mitnehmen. So geschah es auch und wir fuhren bis Sölden, wo wir natürlich noch in etlichen Bars Einkehr hielten und auch noch etliches an Alkoholgetränken getrunken haben. Ich hielt mich allerdings diesbezüglich zurück, weil ich ja noch fahren musste. Herbert ging zwischenzeitlich das Geld aus und ich musste ihm zudem noch 500 Schilling (ca. 70 DM) leihen.
Die Tücken der damaligen Hochsöldenstraße
Spät in der Nacht haben wir uns dann auf den Weg nach Hochsölden gemacht. Bemerken muss ich noch, dass damals die Straße bei weitem schmaler und eigentlich mehr ein Weg als eine Straße war. Zwei Autos konnten sich nur an gewissen Ausweichen passieren. So geschah es, dass direkt hinter der Rettenbachbrücke (bergwärts kurz hinter dem ersten Tunnel) unser damaliger Küchenchef Kurt, am Rückweg von seiner Familie, mit seinem Auto hängen geblieben ist. Da er nichts geladen hatte, wollten wir einen Teil Fleisch umladen, damit er besseren Gripp hätte. Dafür fuhr ich mit meinem Auto direkt auf die Brücke, welche damals nur eine Fahrspur schmal und ohne Geländer war. Wir luden also um. Als wir fertig waren, wechselten wir das Auto, dh. ich fuhr seines, weil ich der erfahrenere Winterfahrer war und er das schlechtere Auto hatte. Als ich jedoch bereits ziemlich weit gefahren war, merkte ich, dass mir kein Auto folgte. Ich nahm daher an, dass er auch mit meinem Auto hängen geblieben ist und parkte an einer eben gelegenen Ausweiche, wo ich problemlos wieder anfahren konnte und begab mich zu Fuß wieder talwärts, um eventuell zu helfen.
Ein Betrunkener und der Rettenbach
Ich kam jedoch nicht sehr weit, als Kurt angefahren kam. Auf die Frage, warum er erst jetzt käme, sagte er zu mir „schau mal in das Auto“. Mit der linken Hand lenkte er und mit der rechten hielt er beide Hände Herberts zusammen, damit sich dieser nicht an den Kopf fassen konnte. Herbert natürlich nicht mehr ganz nüchtern, hat in seinem Dusel nicht bemerkt, dass ich direkt auf der Brücke Halt gemacht habe, ist ausgestiegen und mit dem Kopf voraus in den darunter liegenden Rettenbach gestürzt, welcher Gott sei Dank sehr stark vereist und somit die Steine verdeckt waren. Bei dem Sturz war er fast skalpiert. Es hing ihm die Kopfhaut knapp oberhalb des einen Ohrs abgetrennt, fast über das andere herunter. Damit er sich also nicht an den blutenden Kopf fassen konnte, hielt ihm Kurt die Hände zusammen. Ich bekam fast einen Schock, hielt mich mit den Händen am Dachträger fest und kniete mich in das offene Fenster und so fuhren wir so schnell wir konnten nach oben.
Fortsetzung folgt…